Grabungsfeld

Das Grabungsfeld in Rullstorf ist die Keimzelle des Vereins für Heimatkunde im Raum Scharnebeck e. V..

Dort fand der Landwirt Franz Darger die Schwanenfibel, die wiederum Christian Krohn zu weiteren Nachforschungen anregte. Daraus ergaben sich umfangreiche einmalige Funde, die die frühe Besiedelung nacherleben lassen und zu einem intensiven Interesse und Nachforschen an der Geschichte in den umliegenden Gemeinden und der Gründung des "Vereins für Heimatkunde im Raum Scharnebeck e. V." führte.

Im Jahr 2010 hat Dr. Wilhelm Gebers vom "Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege" in der Zeitschrift "F. A. N. Post" eine Übersicht über die bisherigen Ergebnisse mit umfangreichem Bildmaterial erarbeitet, die wir freundlicherweise in Form einer PDF-Datei zur Verfügung stellen dürfen:

Download: 30 Jahre Siedlungsarchäologie auf dem Kronsberg bei Rullstorf (ca. 1,4 MB, PDF-Datei)

Beitrag aus dem Heimatkalender

Christian Krohn verfasste im Heimatkalender für den Dezember 2012 folgenden Beitrag, den wir hier wiedergeben dürfen:

Spätsächsisches Gräberfeld auf dem Kronsberg in Rullstorf

Das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege hat in den Jahren 1982 - 1985 und 1995 - 2002 den größten Teil des spätsächsischen Gräberfeldes auf dem Kronsberg in Rullstorf ausgegraben. Unter der Grabungsleitung von Dr. Wilhelm Gebers wurden in diesen Jahren über 6000 m² Fläche aufgedeckt.

Neben den menschlichen Bestattungen wurden auch Tiere beigesetzt. Es konnten die Überreste von 44 Pferden, 11 Hunden und einem Hirsch nachgewiesen werden. Beim größten Teil der Tiere ist der Nachweis erbracht, dass sie als Beigaben für bestattete Personen dienten (32 Pferde, 3 Hunde). Vom anderen Teil fehlt dieser Zusammenhang, und man spricht deshalb von Opfergräbern (1 Hirsch, 12 Pferde, 8 Hunde). Die Opfergräber wurden mit rechteckingen oder halbkreisförmigen Einhegungen umgeben. Ein Graben umschloss die Innenfläche der Anlage, auf welcher mit Sand, Soden und Plaggen ein Hügel errichtet worden war. In einem dieser Gräber (Nr. 1634) wurde ein besonderes Opfer in einer großen Kiste begraben; drei Pferde und ein angeschirrter Hirsch. Bei der Beigabe handelt es sich offensichtlich um eine Ausstattung für die "Gemeinschaft"; die Tiere sollten zur Jagd im Jenseits dienen. Einen interessanten Befund erbrachte das Beigabengrab Nr. 5075, ein Pferd ohne Kopf, aber mit Sattel und Zaumzeug.

Die Gesamtzahl der geborgenen beigesetzten Menschen wird mit mindestens 161 angegeben. Die exakte Zahl der auf den Scheiterhaufen verbrannten Individuen kann erst nach dem Abschluss der Untersuchungen der Verbrennungsreste bestimmt werden. Für die Verbrennung wurden besondere Holzbauten errichtet. In erster Linie waren es Pfostenkonstruktionen mit runden Grundrissen, diese waren kreisförmig, oval und schiffsförmig. Aber es gab auch eckige Formen, quadratische, recheckige und trapezförmige. Die zweite Gruppe bildeten Scheiterhaufengräber mit Flechtwerkkonstruktion, sowie Schwellbalken. Die Toten wurden mit ihren persönlichen Beigaben über dem Verbrennungsmaterial gelagert. Nach der Einäscherung verblieben alle Verbrennungsüberreste an Ort und Stelle, und darüber wurde ein kleiner Hügel errichtet. Die Archäologen haben unter den Brandresten die Bodenverfärbungen der eingegrabenen Pfosten, Flechtwerke und Schwellbalken gefunden. Die meisten Beigaben der Brandgräber sind durch die Hitzeeinwirkungen bis zur Unkenntlichkeit verändert worden (z. B. Gold, Silber, Glas etc.). Eisenteile haben den Brand besser überstanden, sind aber trotzdem durch Rost stark angegriffen.

Die 31 Körpergräber liegen nicht in einem eigenen Bereich, sondern sind in Einzellagen oder in kleinen Gruppen über die Fläche des Gräberfeldes verteilt. Die Toten sind in leichter Seiten- oder Rückenlage bestattet, wobei 2/3 der Körper in Süd/Nord Richtung mit dem Kopf im Süden liegen. Bei den in West/Ost Richtung orientierten Körpergräbern liegen die Schädel der Toten im Westen. In den Grabungsbefunden zeigen sich schlichte Gräber ohne Einbauten, sowie solche mit Holzverschalungsresten und auch Resten von Baumsärgen. Die Baumsärge konnten an Hand von zarten Holzkohlelinien in den Innenflächen der Särge erkannt werden, die vom Ausbrennen der gespaltenen Baumstämme stammen. Das Körpergrab Nr. 2545 ist das am reichsten ausgestatte Frauengrab. Es enthielt eine Perlenkette, eine Scheibenfibel, einen Gürtel mit Gürtelschnalle und Ohrringe, an denen Bernsteinperlen hingen. Aus den männlichen Körpergräbern ragt das Adelsgrab Nr. 5095 heraus. Über die Unterschenkel des Toten war ein lederbezogener, mit Silbernägeln beschlagener Rundschild gelegt worden. An seiner Seite lag ein Langsax und im Beckenbereich befand sich ein Gürtel, an dem eine Gürteltasche und ein Messer hingen. Außerhalb des Sarges lag noch eine Lanze.

Textvorlage: Auf dem Weg nach Walhall - Die Pferde der Altsachsen - Begleiter in Leben und Tod, von Dr. Wilhelm Gebers, Hrsg. Industrie Museum Lohne - Nds. Landessamt für Denkmalpflege, Lohne 2004

Text: Christian Krohn, Rullstorf

Spätsächsisches Gräberfeld (ca. 600 bis 900 n. Chr.)

Herr Dr. Gebers vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege hat uns zum Beitrag von Herrn Krohn die folgende Abbildung zur Verfügung gestellt. Als Download stellen wir die Abbildung auch in doppelter Auflösung (2000 x 2100 Pixel) im jpg-Format bereit.

Karte des spätsächsischen Gräberfeldes

Niedersächisches Landesamt für Denkmalpflege unter Mitwirkung von Agata Michalak für Grafik und Design

Karte des spätsächsischen Gräberfeldes 2000 x 2100 Pixel, ca. 1,5MB als jpg-Datei